Ein schöner Artikel der Badischen Zeitung vom 23.02.08, der Spinnen endlich mal nicht als die ekligen Biester, kleine Monster und Horrorkrabbler hinstellt.
Pfui Spinne!
Viele Leute finden Spinnen eklig und furchterregend. Kenner schätzen die Tiere dagegen als nützliche Mitbewohner
Spinnen sind harmlos. Trotzdem gibt es viele Kinder, Frauen und Männer, die sich vor Spinnen ekeln oder sogar richtig Angst vor diesen Tieren haben. Einen echten Grund dafür gibt es nicht. Denn von den 38 000 verschiedenen Spinnen auf der Erde können nicht mehr als 20 dem Menschen gefährlich werden. Keine einzige dieser Spinnen kommt bei uns vor. In Büchern und Filmen wird die Spinnenfurcht der Menschen noch verstärkt. Da werden aus den Minitieren wahre Monster gemacht. Wer Harry Potter gelesen hat, ist dort der Riesenspinne Aragog begegnet.
Um Menschen ihre Angst vor den Spinnen zu nehmen, wählen Spinnenforscher jedes Jahr eine Spinne des Jahres. Für 2008 ist das die Große Winkelspinne. Die kennt jeder. Das ist nämlich bei uns die typische Hausspinne, die man abends mit 50 Zentimeter in der Sekunde durch die Wohnung huschen sieht. Man muss vor dem Tier nicht erschrecken. Es ist vollkommen harmlos.
Normalerweise sitzt die Winkelspinne in ihrer Wohnröhre aus Spinnenseide und wartet bis sich ein Tier in dem davor aufgespannten Netz niedergelassen hat. Das Spinnennetz wird waagrecht aufgehängt und ist in den Zimmerecken zu finden. Deshalb hat die Spinne auch den Namen Winkelspinne bekommen. Und "Groß" heißt sie, weil ihre Beine doch einige Zentimeter lang sein können. Aber natürlich nie drei Meter lang wie Aragog bei Harry Potter.
Eine Fliege, die auf dem Netz landet, verheddert sich in den Fangfäden. Sobald die Spinne das bemerkt, lähmt sie das Opfer mit einem Gift und verschwindet mit der Beute in der Wohnröhre. Dort wird das Insekt etwas zerkleinert und sein Inneres mit einem Tropfen Verdauungssaft verflüssigt. Diese flüssige Kraftnahrung wird dann einfach, wie das bei Spinnen üblich ist, mit dem Mund aufgesaugt. Das Gift wird zum Töten der Beutetiere benutzt. Selbstverständlich eignet sich der Mensch nicht als Spinnennahrung und muss sich daher auch nicht vor Spinnen fürchten.
Alle Spinnen leiden an Menschenangst, wollen mit dem Menschen so wenig wie möglich zu tun haben und gehen ihm aus dem Weg, wo sie nur können. Schon der Schatten eines Menschen, der auf eine Spinne fällt oder eine Erschütterung können eine Flucht auslösen.
Während die Spinnen eine angeborene Furcht vor großen Lebewesen haben und fliehen, ist die Angst der Menschen vor den Spinnentieren anerzogen. Kinder lernen die Angst vor Spinnen von den Erwachsenen. Dabei sind Spinnen sogar sehr nützlich. So kann die Winkelspinne in einem Kuhstall jede Menge Fliegen wegfangen, von denen die Kühe sonst belästigt werden. Spinnen, die in der Natur auf einer Fläche von 100 mal 100 Meter leben, können in einem Jahr 50 Tonnen Beutetiere verschlingen.
Gleichzeitig sind die Spinnen eine wichtige Nahrung für viele andere Tiere. Wer die Große Winkelspinne nicht in der Wohnung haben mag, der kann sie sich auf die Hand oder in ein Glas krabbeln lassen und nach draußen bringen. Man muss sich dabei keine Sorgen um die Spinne machen. Den Weg zurück findet sie ganz von alleine!