Bolaspinne, Lassospinne
Vorkommen: Nordamerika
Bolaspinnen verdanken ihren Namen ihrer Fangtechnik. Statt eines kunstvollen Netzes spinnen sie lediglich einen schlichten Seidenfaden, an dessen Ende eine Leimkugel hängt. Mit diesem an eine südamerikanische Bola erinnernden Fanggerät legen sie sich auf die Lauer, stets bereit, die an ihren Vorderbeinen baumelnde Leimkugel nach einem vorbeifliegenden Insekt zu schleudern. Um nicht allzu lange warten zu müssen, imitieren sie die Duftstoffe, mit denen weibliche Falter die Männchen zur Paarung locken.
Verschiedene Falterarten produzieren unterschiedliche Pheromone. Ist eine Bolaspinne auf mehr als eine Beuteart aus, muss sie daher mehrere Duftstoffe produzieren. Das Problem: Die Pheromone einer Falterart können auf die Männchen einer anderen Art abstoßend wirken.
Kenneth Haynes von der University of Kentucky in Lexington (USA) und seine Kollegen wollten nun herausfinden, wie die nordamerikanische Bolaspinne Mastophora hutchinsoni dieses Problem löst. Die Spinne fängt Männchen zweier Nachtfalterarten, die zu unterschiedlichen Zeiten aktiv sind: Lacinipolia renigera schwirrt bis etwa 22.30 Uhr umher, während Tetanolita mynesalis erst ab 23 Uhr unterwegs ist.
Wie die Forscher entdeckten, kann die Bolaspinne während der ganzen Nacht beide Arten anlocken. Daraus schließen sie, dass M. Hutchinsoni stets beide Pheromone produziert. Eine chemische Analyse zeigte jedoch, dass die Spinne die Zusammensetzung ihres Duftcocktails zumindest graduell an die Nachtzeit anpasst, indem sie die Produktion von L. renigera -Pheromonen im Laufe einer Nacht immer weiter reduziert.
Die Bola-schwingenden Räuber sind so auf Gedeih und Verderb lediglich zwei Beutearten ausgeliefert. Dementsprechend sind sie auch deutlich seltener als andere Spinnen, die mit ihren Netzen verschiedenste Insekten fangen können.
Weitere Arten von Bolaspinnen kommen in Afrika und Australien vor.
Bolaspinne Mastophora hutchinsoni
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