Fachausdrücke
Jeder, der irgendwann mal anfängt sich eindringlich mit Vogelspinnen zu beschäftigen, wird schon bald mit bestimmten Fachausdrücken konfrontiert, deren Bedeutung ihm erstmal nicht gleich ersichtlich ist.
Untenstehende Auflistung der wichtigsten Begriffe (keine Garantie auf Vollständigkeit) soll dem Anfänger die Bedeutung weitgehendst verständlich machen.
Abdomen
Hinterleib; einer der empfindlichsten Körperteile der Vogelspinnen, da er nicht durch einen Chitinpanzer geschützt ist.
Adult
erwachsen, geschlechtsreif, aber nicht unbedingt ausgewachsen.
Augenhügel
der Augenhügel befindet sich auf dem Kopfteil des Carapax. Mit wenigen Ausnahmen haben Vogelspinnen acht Augen, die symmetrisch auf dem Augenhügel angeordnet sind. Die Augen werden meist unterschieden in Vordermittelaugen, Vorderseitenaugen, Hintermittelaugen und Hinterseitenaugen. Größe und Zuordnung der Augen zueinander können arttypisch sein und gelten daher als Bestimmungsmerkmal, welches von Experten daher auch zur Artenbestimmung bei Vogelspinnen herangezogen wird.
Brennhaare
bei sogenannten Bombardierspinnen befinden sich kleine Härchen auf der Oberseite des Abdomens. Diese können bei einer vermeintlichen oder echten Gefahr blitzschnell mit den Hinterbeinen abgestreift werden. Auf der menschlichen Haut bewirken sie einen unterschiedlich starken Juckreiz. Einige Bombardierspinnen besitzen stärker wirkende Brennhaare, bei anderen wiederum ist die Wirkung nicht ganz so ausgeprägt. Manche Vogelspinnen besitzen zwar Brennhaare, bombardieren mit diesen jedoch nicht, sondern strecken einem vermeintlichen Angreifer nur ihr Abdomen entgegen, in der Hoffnung, daß der Angreifer das Abdomen berührt und sich so Brennhaare einfängt. Einige Arten kleiden damit auch ihr Gespinst oder den Häutungsteppich aus.
Bombardierspinne
Vogelspinne mit Brennhaaren auf dem Abdomen. Nicht alle Bombardierspinnen bombardieren auch. Manche setzen ihre Brennhaare bei der geringsten Belästigung ein, andere wiederum bombardieren so gut wie nie. Selbst innerhalb ein und derselben Art kann das Verhalten unterschiedlich sein.
Buchlunge
die Lungen der Vogelspinnen; Vogelspinnen besitzen vier Buchlungen. Die beiden vorderen Buchlungen sind äußerlich als zwei schlitzartige Öffnungen auf der Unterseite des Abdomens zu sehen. Die hinteren Buchlungen liegen versteckt.
Bulbus
äußeres Geschlechtsmerkmal der Männchen; es handelt sich um kleine, birnenförmige Behälter, in denen die Männchen ihren Samen speichern. Über einen kleinen Samenleiter (siehe unter Embolus), der in etwa aussieht wie ein Stachel, wird der gespeicherte Samen bei der Verpaarung in die Geschlechtsöffnung des Weibchens eingeführt. Die Bulben befinden sich an den Tasterenden. Die Form der Bulben kann arttypisch sein. Die Bulben werden daher von Experten auch mit zur Artenbestimmung bei Vogelspinnen herangezogen.
Carapax
oberer Teil des Cephalothorax, der Kopfbrustschild, auf dem sich auch der Augenhügel mit den Augen und die Thoraxgrube befindet.
Cephalothorax
Vorderleib, das Kopfbruststück der Vogelspinnen.
Chelizeren
Beiß- Fress- und Greifwerkzeuge der Vogelspinnen. Sie befinden sich ganz vorne am Cephalothorax und sind sozusagen das erste Gliederpaar der Vogelspinnen. In den Chelizeren sitzen die Giftdrüsen, deren Gift bei Bedarf durch den Giftkanal in die Chelizerenklauen geleitet wird.
Chelizerenklauen
Die eigentlichen "Zähne" der Vogelspinnen. Die Chelizerenklauen sind Teil der Chelizeren.
Coxa
Hüfte; 1. Glied der Beine und Taster.
Embolus
Ende des Samenleiters bei geschlechtsreifen Männchen. Über den Embolus, den "Eindringer" wird der Samen bei der Verpaarung in die Geschlechtsspalte des Weibchens eingeführt (siehe unter Bulbus).
Embryonalhäutung
siehe unter "Nymphe".
Endoskelett
Innenskelett
Epigastralfurche
querliegende Furche auf der Unterseite des Abdomens; in der Mitte der Epigastralfurche liegt die Geschlechtsöffnung der Weibchen.
Epigyne
äußerlich sichtbares Geschlechtsmerkmal der Weibchen; es handelt sich um einen leicht gewölbten Bereich vor der eigentlichen Epigastralfurche, der auch schon bei subadulten Tieren zu sehen ist. Am besten ist die Epigyne zu erkennen, wenn man den Epigastralbereich des Tieres von der Seite betrachtet. Etwas Erfahrung ist jedoch nötig.
Exoskelett
Außenskelett
Exuvie
der nach einer Häutung abgelegte, alte Chitinpanzer, also die alte abgeworfene Haut der Vogelspinnen.
Fächerlunge
siehe unter "Buchlunge"
Femur
Schenkel; 3. Glied der Beine und Taster.
Hämolymphe
das "Blut" der Vogelspinnen.
HMA
häufig benutzte Abkürzung für die Hintermittelaugen.
HSA
Häufig benutzte Abkürzung für die Hinterseitenaugen.
Imaginalhäutung
Geschlechtsreifehäutung
Labidognath
als labidognath werden Spinnen bezeichnet, deren Chelizerenklauen sich beim Zubeißen aufeinander zubewegen. Rund 90% aller bekannten Spinnen sind labidognath. Die Vogelspinnen gehören jedoch nicht dazu. Vogelspinnen sind ortognath (siehe dort).
Labium
Unterlippe; das Labium dient zusammen mit den Kauladen der Nahrungsaufnahme.
Larvenhäutung
siehe unter "Nymphe".
Maxillen
Teile der Taster, die als Kauwerkzeuge dienen; sie begrenzen die Mundöffnung der Vogelspinnen an den Seiten.
Maxillipalpus
Pedipalpus, Taster
Metatarsus
Mittelfuß; 6. Glied der Beine, die Taster haben keinen Metatarsus.
Nymphe
Vorstadium zum "Vogelspinnenbaby"; in einem Kokon schlüpfen nach ca. 3 Wochen "Minispinnchen" (1. Embryonalhäutung oder Larvenhäutung) mit noch kaum gegliederten Extremitäten. Diese werden als Nymphen bezeichnet. Ungefähr in der 6. Woche findet dann die 2. Embryonal- oder Larvenhäutung statt. Auch diese Tierchen werden häufig noch als Nymphen bezeichnet. Sie sehen bereits vogelspinnenähnlicher aus, als nach der ersten Embryonalhäutung, sind in ihrer Bewegung aber noch ziemlich eingeschränkt. Beine und Spinnwarzen sind aber schon funktionsfähig. Da bei in Gefangenschaft nachgezogenen Vogelspinnen der Kokon häufig in diesem Stadium bereits geöffnet wird, werden manchmal auch Nymphen im Handel angeboten. Ca. 2 Wochen nach der zweiten Embryonal- oder Larvenhäutung häuten sich die Kleinen ein drittes Mal und sind jetzt in der Lage eigenständig Futter anzunehmen. Man spricht dann von der ersten Freßhaut. Ab diesem Stadium werden die Kleinen dann in der Regel als Spiderlinge bezeichnet.
Opisthosoma
anderes Wort für Abdomen.
Ortognath
als ortognath werden Spinnen bezeichnet, die mit beiden Chelilzerenklauen parallel nach unten zubeißen. Alle Vogelspinnen sind ortognath.
Ovarium
Eiervorratsbehälter der Weibchen.
Patella
Knie; 4. Glied der Beine und Taster.
Pedipalpus
Taster
Petiolus
Verbindungsteil zwischen Cephalothorax und Abdomen.
Prosoma
anderes Wort für Cephalothorax.
Radialstriemen
von der Thoraxgrube sternförmig ausgehende Striemen; das erste Striemenpaar ist meist am besten zu erkennen. Es grenzt den Kopfteil vom Brustteil des Carapax ab. Besonders deutlich ist dies z.B. bei Brachypelma emilia zu sehen, da das Kopfstück bei dieser Art zusätzlich anders gefärbt ist als der restliche Carapax.
Receptacula seminis
Teil der weiblichen Geschlechtsorgane, welches zur Aufbewahrung des Spermas dient.
Sigille
haarlose Eindruckstellen auf dem Sternum; die Sigillen können arttypisch sein und werden daher von Experten auch zur genauen Artenbestimmung herangezogen.
Scopula
Haarbüschel; in der Regel sind damit Hafthaare gemeint, die sich an den Tarsen und Metatarsen der Vogelspinnen befinden. Scopula können sich jedoch auch an den Chelizeren befinden.
Semiadult
siehe unter "subadult".
Spermathek
weibliches Geschlechtsorgan; die Spermathek dient zur Aufbewahrung des Spermas nach der Verpaarung. Sie kann ein- oder mehrteilig sein und enthält meist 2, seltener mehr "Receptacula seminis". Die Spermathek befindet sich im Körper, an der Unterseite des Abdomens. Bei subadulten Tieren ist das Vorhandensein einer Spermathek in der Abdominalhaut der Exuvie ein sicheres Zeichen für ein Weibchen. Die Untersuchung der Exuvie ist daher die einzig wirklich sichere Möglichkeit zur Geschlechtsbestimmung subadulter Vogelspinnen. Darüber hinaus kann die Form der Spermathek arttypisch sein und wird daher von Experten zur genauen Artenbestimmung herangezogen.
Spermanetz
geschlechtsreife Männchen spinnen ein Netz, unter welches sie dann klettern um dann auf dem Rücken liegend ihr Sperma dort abzulegen. Anschließend klettern sie wieder auf das Netz und nehmen das Sperma von oben mit ihren Bulben auf.
Spiderling
"Vogelspinnenbaby"; siehe auch unter "Nymphe".
Spinnwarzen
die Spinnwarzen befinden sich auf der Unterseite des hinteren Teils des Abdomens. Vogelspinnen haben vier Spinnwarzen: zwei größere, die gut sichtbar sind und zwei kleinere, kürzere. Alle vier Spinnwarzen können unabhängig voneinander bewegt werden. Die größeren Spinnwarzen zeigen zudem die Gemütszustände der Tiere an, wie beispielsweise erhöhte Spannung, Ruhe, erhöhte Aufmerksamkeit oder Nervosität.
Sternum
unterer Teil des Cephalothorax.
Stigma
Atemöffnung
Stridulation
hörbare Geräusche, die Vogelspinnen durch die Bewegung bestimmter Körperteile hervorbringen können. Das Stridulieren hört sich in etwa an wie ein Zischen.
Stridulationsorgane
Organe, mit denen Vogelspinnen Geräusche erzeugen können. Es handelt sich um Borsten oder Stäbchen/Dornen, die sich an den Chelizeren, meist an der Innenseite und/oder auf den Coxen oder Trochanter der Taster befinden. Seltener befinden sich Stridulationsorgane auf dem ersten Beinpaar und ganz selten auf dem dritten oder vierten Beinpaar. Die Stridulationsorgane können arttypisch sein und werden daher auch von Experten zur genauen Artenbestimmung herangezogen.
Subadult
Vogelspinnen, die keine Jungtiere mehr sind, aber auch noch nicht geschlechtsreif.
Tarsalklauen
kleine, meist gezähnte Klauen, die sich an den Tarsenspitzen befinden. Ähnlich wie bei Katzen können diese Klauen eingezogen werden.
Tarsus
Fuß; 7. Glied oder Fußglied der Beine und Taster.
Thoraxgrube
Vertiefung auf dem Carapax; die Form der Thoraxgrube kann arttypisch sein und wird daher von Experten auch zur Artenbestimmung herangezogen.
Tibia
Schiene; 5. Glied der Beine und Taster.
Tibiaapophyse
äußeres Geschlechtsmerkmal der Männchen. Die Tibiaaphphysen sind eine Art Schienbeinhaken auf den Tibien des ersten Beinpaares der Männchen. Bei der Verpaarung werden sie in die Chelizeren der Weibchen gehakt. Dadurch ist ein sicherer Abstand für das Männchen gewährleistet und die Chellizeren des Weibchens sind vorübergehend außer Gefecht gesetzt. Es gibt allerdings auch einige Vogelspinnenarten, bei denen die Männchen keine Tibiaapophysen besitzen.
Trochanter
Schenkelring; 2. Glied der Beine und Taster.
VMA
häufig benutzte Abkürzung für die Vordermittelaugen.
VSA
häufig benutzte Abkürzung für die Vorderseitenaugen.